1. Abschönen auf der Göscheneralp
 © Susanne Uhl
Nachhaltigkeit
Stories
Nachhaltigkeit
Stories
01.06.2021

Abschönen auf der Göscheneralp

Den 5. Juni 2021 hatte ich mir dick im Kalender markiert: «sUbiTO-Tour: Abschönen auf der Göscheneralp». Das Uto-Umweltteam hat wie seit Jahren zum Helfertag aufgerufen: Nach dem Winter Wege instandsetzen, Tannen schneiden, Steine wegräumen und so weiter. Ich freute mich sehr auf den Tag, denn ich hatte noch nie an einer solchen Aktion teilgenommen.

Von Susanne Uhl

Zusammen mit Tourenleiter René Stiefelmeyer hatten wir eine sehr angenehme und unterhaltsame Zugfahrt nach Göschenen. Dort angekommen staunte ich nicht schlecht, dass sich insgesamt rund 50 Helferinnen und Helfer aus den Sektionen Aarau, Angenstein, Lindenberg, Pilatus und Uto eingefunden hatten, die sich auch durch die eher schlechte Wetterprognose nicht von dem Einsatz haben abhalten lassen. Nach einer kurzen Fahrt im eigens für uns aufgebotenen Postauto wurden wir sektionsweise verschiedenen Einsatzgebieten zugeteilt. Meine Gruppe ging unter der Leitung des Bauern Christof Mattli mit Rechen und Eimern ausgerüstet auf eine steile Alpweide, um dort das Geschiebe der Lawinen wegzuräumen. Das war eine Menge Holz und Gestein!

Christof erzählte uns in seiner unnachahmlichen Art sehr viel Interessantes über die Arbeiten auf der Alp, über die Naturgewalten, die in den letzten Jahren immer deutlicher zu spüren sind, und wie sehr dies ihre Arbeit beeinflusst und verändert hat. In seiner humorvollen Art klang das bisweilen fast lustig, aber man konnte den Ernst und die Sorge zwischen den Zeilen deutlich heraushören. Da beantragt ein Bauer beispielsweise in einem Jahr Geld für weitere Lawinenverbauungen und setzt mit viel Mühe die Weiden wieder instand – um nach dem nächsten Winter festzustellen, dass eine grosse Lawine alles wieder zerstört hat. «Zurück auf Feld 1, aber ohne über Los gehen zu können», dachte ich bei mir, als ich mit dem Rechen in der Hand an dem steilen Hang stand und mir so klein und ohnmächtig vorkam. Aber als ich dann all die motivierten Helferinnen und Helfer sah und die Freude der Einheimischen und ihre Dankbarkeit über unseren Einsatz, musste ich diesen Gedanken korrigieren: «Ein wenig Los ist dann doch im Spiel.» Denn für die lokalen Bauern wäre es schier unmöglich, die Alpweiden nach jedem Winter ohne weitere Hilfe wieder zu säubern.

Leider machte uns das Wetter jedoch nach kurzer Zeit einen Strich durch die Rechnung, denn es begann immer stärker zu regnen. Schnell war klar, dass der Einsatz abgebrochen werden musste. Aufgrund der starken und hochhängenden Niederschläge wurde es am Hang zu gefährlich und so traten wir schon bald nach dem Mittag die Heimreise an.

Als wir ziemlich durchnässt am Bahnhof standen, hatte ich gemischte Gefühle. Da war das Bedauern, dass wir den Einsatz vorzeitig abbrechen mussten und nicht mehr helfen konnten. Da war ein etwas mulmiges Gefühl, die Veränderungen des Klimas und seine Auswirkungen wieder einmal hautnah miterlebt zu haben. Da waren aber auch Freude und Dankbarkeit darüber, dass wir in der kurzen Zeit in einem schönen Miteinander von SAC-Mitgliedern und Einheimischen doch so einiges geleistet haben und helfen konnten. Und eines stand am Ende des Tages für mich auch fest: Meinen Alpkäse werde ich künftig mit ganz anderen Gedanken im Kopf geniessen.