1. Sonne – Eis – See
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05.10.2025

Sonne – Eis – See

Tourenleiter Urs Gisler erzählt in seinem Bericht zu seiner sUbiTO-Tour auf das Sustenhorn, wie ihn die jungen Teilnehmenden auf Trab hielten und wie Sidney (ja genau Sidney - nicht Sydney) arktischen Temperaturen trotzte.

Von Urs Gisler

Noch einmal hörte ich das Tü-Tä-To, ehe ich im Postauto hinunter nach Göschenen schnell in einen tiefen Schlaf versank und ich so die ganze Tour - von hinten nach vorne - wie in einem Film vor mir vorbeiziehen sah.

«Sie hat es getan!» Wir Männer standen immer noch mit offenem Mund da, als unsere Jüngste nach einem kurzen Schwumm dem saukalten Göscheneralpsee entstieg. Wir Männer wählten den bequemeren Weg: von Innen nach Aussen - Cola und Bier. Verschwitzt waren wir alle, da wir zuvor vom Sustenhorn über die Sustenlimi und die Chelenalphütte zum Göscheneralpsee hinunter gestiegen sind. Zwei, drei kräftige Flüche fielen, als der Tourenleiter und Autor einmal nicht den optimalen Weg fand. Ansonsten waren wir sehr flott unterwegs.

Vereist und dann verreist

Oben auf dem Gipfel hatten wir fast eine Stunde das Panorama genossen, nach dem besten Platz für die coolsten Instagram-Bilder gesucht – und dann festgestellt, dass niemand von uns überhaupt auf Insta ist….

Davor legten wir einen veritablen Endspurt hin und nahmen der erfahrenen SAC-Pilatus-Gruppe und die aus dem Nichts (bzw. Chelenalp) auftauchende Bergführerseilschaft noch fast eine halbe Stunde ab. Gegen oben lag nur noch spärlich Schnee auf dem blanken Eis. Jeder Schritt auf den vereisten Stellen verlangte volle Aufmerksamkeit – andernfalls man schneller verreist, als einem lieb ist…

Zuvor hatten wir das lange Flachstück des Steingletschers überquert. Monotonie kam keine auf – im Gegenteil: das herrliche Wetter, die zauberhafte Morgenstimmung und die Ausblicke auf die umliegenden Berge wirkten geradezu polymorph.

Dorthin gelangten wir durch ein spannendes Spaltenlabyrinth, bis wir vor einer unüberwindbaren Spalte standen. Auch Ehammer oder Beamon wären daran gescheitert – also gönnten wir uns einen kleinen Umweg.

Die schönsten Störmethoden einer Hüttennacht

Bereits um 05.30 Uhr starteten wir zur Tour: 30 Meter hinunter auf den Gletscher, anseilen. Eine Stunde zuvor hatten wir noch im Essraum gesessen und ein paar Bissen zu uns genommen. In der Nacht war der Schnarchpegel erträglich geblieben, dafür lernten wir neue Störmethoden kennen: Plastikrascheln, Alpträume, Schlafreden. Entsprechend frisch waren wir am Morgen.

Vor dem feinen Nachtessen übten wir mit Flaschen, nicht aber beim Aperitif, sondern für einen sinnvollen Einsatz bei der Spaltenrettung. Erreicht hatten wir die gut belegte Tierberglihütte nach einem attraktiven Zustieg in gemütlichen drei Stunden.

Noch beim Aussteigen aus dem Postauto erblicken wir eine gut gelaunte, glückliche Schar junger Menschen. Sofort realisierten wir, dass das die SAC-Gruppe von Julian sein musste. Ein kurzer Austausch mit den zufriedenen Kolleginnen und Kollegen und los ging unser Aufstieg zu unserem Nachtquartier.

Zuvor sind wir in Meiringen zum letzten Mal umgestiegen. Ja, in der Zwischenzeit kannten wir uns schon recht gut, wir hatten ja auch ausreichend Zeit seit dem Start in Zürich HB. Dort begrüsste ich, Leo, Sven und Sidney, also jung, jünger, sehr jung. Ab der Abfahrt wurde es lustig, es machte sogar das Gerücht die Runde, dass jemand die Badehose für den arktisch kalten Göscheneralpsee eingepackt hat, was für eine eiskalte Phantasie!